vom Bündnis „Solidarisch durch die Krisen“
Für die allermeisten Menschen wird das Leben teurer. Wahrscheinlich alle spüren das.
Deswegen wollen wir ein paar Beispiele geben, was in den letzten Monaten und Jahren teurer wurde. Doch wir wollen auch aufzeigen, wie absurd diese Preiserhöhungen sind.
- Die Inflationsrate in Ö lag im Oktober bei 11% – der wichtigste Grund dafür ist die massive Erhöhung der Preise für Energie und Treibstoff. Das haben viele von uns bestimmt auch beim Tanken gemerkt.
- Während die Preise für Öl immer weiter erhöht werden, machen Ölkonzerne Rekordgewinne in Milliardenhöhe – die OMV zum Beispiel hat einen 2,5-fachen Gewinn im Vergleich zu 2021 erzielt; Shell sogar den 5fachen Gewinn im Vergleich zu 2021
- Die Gasspeicher in Ö sind fast vollständig (zu 91,5%) gefüllt – damit kann fast der gesamte durchschnittliche Jahresverbrauch gedeckt werden
- Und der Verbund (Strom) machte in diesem Jahr bis heute einen Übergewinn von 730 Millionen € (bis Jahresende 1Mrd€ erwartet) – das alles, obwohl der Verbund auch erneuerbare Energie aus Ö verkauft.
- Mietkosten stiegen in den letzten 10 Jahren um 40% (Teuerungen heuer noch nicht miteinberechnet) – währenddessen wurde die Wohnuntersützung in der Stmk in den letzten 11 Jahren nicht erhöht. Der Förderbetrag für einen Mehrpersonenhaushalt liegt heute sogar unter dem von vor 11 Jahren
- Die Voestalpine kündigte 2020 über 500 Mitarbeiter*innen (in Kindberg und Kapfenberg) – währenddessen zahlte sie dem Vorstand einen Bonus von 2,7 Millionen € und bezahlten Dividenen in der Höhe von 35 Mio. € (Dividende = Gewinnbeteiligung an Aktien; Maßgebend für den Wert der Aktie)
- 9 Millionen Menschen leben in Ö, 1,5 Millionen davon sind akut armutsgefährdet oder leben bereits in Armut. Das ist jede 6. Person.
Doch nur 30 Österreicher zusammen besitzen gemeinsam gleichviel wie alle anderen in Ö lebenden Menschen.
Einige Unternehmen machen also hohe Gewinne, und wir anderen müssen die Kosten zahlen. Die Superreichen haben in den letzten zwei Jahren ihre Vermögen vervielfacht. Währenddessen muss jeder 2. Mensch in Ö beim Einkauf sparen. Also nicht bei Luxusartikeln, sonden bei alltäglichen Sachen und Fixkosten!
Wie kann es überhaupt dazu kommen?
Kapitalismus: Was ist das eigentlich?
Vor rund 150 Jahren entstand der Kapitalismus. Diese Art des Wirtschaftens kommt aus Europa und wurde dem gesamten Planeten aufgezwungen. Vereinfacht formuliert bedeutet Kapitalismus, dass die Gesellschaft in zwei Klassen aufgeteilt wird: jene die besitzen und jene die arbeiten.
Die nicht-besitzenden Menschen müssen ihre Arbeitskraft, also die Fähigkeit zu Arbeiten, an die Besitzenden verkaufen, um überleben zu können.
Bei Besitz oder Eigentum geht es hier nicht um die eigene Zahnbürste oder um die 5 paar Schuhe, die daheim rumstehen. Es geht darum, mit Besitz (also zB Fabriken, große Unternehmen, Wohnungen oder Häuser) Gewinn zu erzeugen. Der Gewinn entseht dadurch, dass Arbeiter*innen viel weniger bezahlt werden als das, was sie produzieren, wert ist.
Der Kapitalismus funktioniert also nur, wenn es diese Unterteilung von Menschen gibt. Der Kapitalismus funktioniert umso besser, je „natürlicher“ er für uns alle wirkt. Um die Ausbeutung also als normal darzustellen, mussten gesellschaftliche Ungleichheiten manifestiert werden. Klassenhass, Sexismus und Rassismus dienen dazu, die Gesellschaft zu spalten und Vorurteile zu verbreiten.
- Hackler*innen werden als „dumm“ dargestellt und sollen „einfache“ Arbeiten verrichten, für die sie auch nur wenig bezahlt bekommen.
- Sexismus bedeutet neben sexualisierten Belästigungen und Übergriffen auch, dass Frauen für ihre Arbeit weniger bezahlt bekommen, dass sie kaum Eigentum besitzen und dass sie neben ihrer Lohnarbeit noch gratis zu Hause putzen, aufräumen und sich um Kinder kümmern müssen.
- Migrantisierte Menschen werden als Menschen zweiter Klasse oder als nicht mal Menschen dargestellt. Von allen Seiten wird in Europa vermitelt, dass migrantisierte Menschen per se gewalttätig sind und uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen. Und das obwohl viele Menschen aus Ungarn, Rumänien, Nigeria, Türkei, etc. extra nach Ö gebracht wurden und werden, um die Arbeiten zu erledigen, für die wir uns zu gut sind. Und trotzdem haben migrantisierte Menschen Schwierigkeiten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, da sie immer schlechtergestellt werden.
Die Bedingungen des Kapitalismus werden jedoch nicht von einer kleinen Gruppe von Kapitalist*innen aus einem Hinterzimmer heraus inszeniert. Wir alle stimmen diesen Verhältnissen täglich zu. Das kommt daher, dass unser Wirtschaftssystem so vermittelt wird, als wäre es ganz natürlich – als wäre es die einzige Möglichkeit zusammenzuleben.
Doch gab und gibt es Bewegungen, die Widerstand leisten. Sobald Menschen ein Bewusstsein für die Ungerechtigkeiten des Kapitalismus bekommen und sich demensprechend mit anderen organisieren, können die Verhälntisse verändert werden. Das ist auch schon oft passiert. So wurden zum Beispiel Zugeständnisse erkämpft wie das Recht auf bezahlten Krankenstand oder das Frauenwahlrecht. Leider sind die grundlegenden Ungleichheiten dabei nicht abgeschafft worden.
Die Welt des Kapitalismus wurde von Menschen gemacht, wir können also auch eine andere Welt aufbauen, wo niemand mehr ausgebeutet wird und das Eigentum gerecht verteilt wird.
Krise: Was ist das eigentlich?
Der Kapitalismus ist nicht nur ein ungerechtes, sondern auch ein krankes Wirtschaftssystem. Immer und überall muss Profit gemacht werden. Doch unser Planet und auch wir Menschen können nicht ständig mehr produzieren. Dadurch ist die Wirtschaft fortlaufend von Krisen bedroht.
Auch wenn die Politik teilweise versucht die Auswirkungen abzufedern (zum Beispiel durch das Retten einer Bank), treffen Krisen immer arbeitende und arme Menschen am härtesten.
Auch jetzt befinden wir uns in einer dramatischen Krise. Die Corona Pandemie brachte neben der gesundheitlichen Bedrohung auch eine finanzielle Verschlechterung für viele Menschen in Ö und weltweit mit sich. Gleichzeitig haben Konzerne und Großunternehmen enorme Gewinne eingefahren.
Die Schere geht weiter auseinander – Reiche werden reicher, Arme werden ärmer:
Der Klassenkonflikt nimmt zu.
Organisieren wir uns! Brechen wir aus unserer Vereinzelung und vermeintlichen Machtlosigkeit aus! Gemeinsam gegen den patriarchal und rassistisch geprägten Kapitalismus!