Archiv für den Monat: September 2024

Monatsplan Infoladen Graz: Oktober

Der Infoladen hat im Oktober immer dienstags 18 – 22 Uhr offen mit folgendem Programm:

1.10., 19 Uhr: Film: Kein Gott. Kein Herr
Doku über die Geschichte des Anarchismus von 1840 bis 1945

08.10., 19 Uhr: Schreibwerkstatt
Wir schreiben Briefe in die Knäste

15.10., 19 Uhr: Text & Diskussion: Männlichkeitskritik
„Die Furcht linker Männer vor den Feminist*innen“ von Jeja Klein

22.10., 19 Uhr: Input: Überall Polizei – Nirgendwo Gerechtigkeit
Was sind meine Rechte bei einer Kontrolle (als Zeug*in)?

29.10., 19 Uhr: Diskussion: Anti-Nationalfeiertag
Nationalismus raus aus den Köpfen! Aber warum eigentlich?

Komm vorbei, diskutier mit uns, stöber in den Zines oder bring gleich neue mit!

Klimagerechtigkeitsbewegungspicknick

*Picknick am Donnerstag 19.09. 16:30-18:30*

👉🏻 Alle Gruppen, Einzelpersonen und Klimainteressierte sind herzlich eingeladen zum gemütlichen Vernetzen und Zusammenkommen. Neben einer schönen Zeit haben dort auch alle Gruppen bzw. Menschen, die das Gefühl haben etwas zu sagen, die Einladung in 10 Minuten über den Stand ihrer Gruppe und Themen die ihnen wichtig sind bzw. im Herbst anstehen zu sprechen. Auch würden wir gerne besprechen welche Rolle Graz in der Unterstützung des Protestackers in Lichtenwörth spielen kann, welcher wahrscheinlich noch diesen Herbst geräumt wird um für ein großes Straßenprojekt Platz zu machen.
Menschen aller Sprachen (solltest du Übersetzung außerhalb von Englisch, Deutsch benötigen gib gerne vorher Bescheid) und Kinder willkommen.

WANN: 19.9. 16:30-18:30
WO: SchubertNest (Elisabethstraße 27)

Film & Diskussion: Where Olive Trees Weep

[german or english subtitles]

„Where Olive Trees Weep“ bietet einen erschütternden Einblick in die Kämpfe und die Widerstandsfähigkeit des palästinensischen Volkes unter israelischer Besatzung. Der Film befasst sich mit Themen wie Verlust, Trauma und dem Streben nach Gerechtigkeit.

Wir folgen u. a. der palästinensischen Journalistin und Therapeutin Ashira Darwish, der Basisaktivistin Ahed Tamimi und der israelischen Journalistin Amira Hass. Wir werden auch Zeuge, wie Dr. Gabor Maté einer Gruppe von Frauen, die in israelischen Gefängnissen gefoltert wurden, Traumaheilungsarbeit anbietet.

Alte Landschaften tragen tiefe Narben, da sie die brutale Realität der Konfiszierung von angestammtem Land, der Vertreibung, der Inhaftierung, der Zerstörung von Häusern, des Wasserentzugs und der Verweigerung grundlegender Menschenrechte erlebt haben. Doch durch den Schleier der Unterdrückung hindurch erhaschen wir einen Blick auf die Widerstandsfähigkeit – tiefe Wurzeln, die das palästinensische Volk durch Jahrzehnte der Dunkelheit und zerrüttete Leben getragen haben.

Diese emotionale Reise entblößt die Menschlichkeit der Unterdrückten und beschäftigt sich gleichzeitig mit der Frage: Was macht den Unterdrücker so unbarmherzig blind für seine eigene Grausamkeit?

Vortrag & Diskussion: Wählen ist verkehrt!

gegenpositionen.at lädt ein zu

Vortrag & Diskussion

Als Gegenstand des Wahlkampfs eignet sich auch dieses Jahr mal wieder alles, nämlich alles, was die um die Wahlstimmen konkurrierenden Parteien aufgreifen, aufwerfen, also zum Thema machen: Von der Absage eines Taylor Swift Konzertes, der Mindestsicherung einer Migrantenfamilie, der Frage des „leistbaren Wohnens“ bis zum „Gender-Verbot“ usw. Fragt sich nur was Inhalt all dieser „Sachthemen“ ist, wenn sie genauso wie die Politikervisagen auf den Wahlplakaten immer für das einsilbige Kreuzel bei der richtigen Partei stehen?

„Mit Herz und Hirn“ verspricht die SPÖ sich vor allem der sozialen Frage anzunehmen. Dafür will sie gewählt werden. Weil sie fest damit rechnet, dass auch unter ihrer Regierung soziale Nöte für die Leute vorgesehen sind, die sie dann mit ganz viel Herz und Verstand betreuen will? Weil die kostengünstige Betreuung von einschlägig Betroffenen, also die staatlich organisierte Einweisung in die und Verwaltung der bekannten und gefürchteten Notlagen eine ewige Herausforderung an das Hirn kompetenter Politiker vom Schlage eines Babler ist? Die deswegen in Ordnung geht, weil der Mann dabei auch Herz zeigt?

„Leistung muss sich lohnen“ fordert die ÖVP und will dafür gewählt werden. Weil besagte Leistung sich für die große Mehrheit der Bevölkerung im Lande nicht lohnt? Weil diese Leute das Angebot von Überstunden, die sie nach Vorstellung dieser Partei bald nicht mehr versteuern müssen, also schwer nötig haben? Lohnend also jedenfalls für die Leute, die die Überstunden gemäß ihrer Geschäftskalkulation vorsehen und anbieten? Ist der Zuverdienst durch Überstunden so gesehen ungefähr das gleiche wie der Gewinn, den sie lohnend machen?

Einen Volkskanzler Kickl bietet die FPÖ. Und verspricht ihrem Wahlvolk damit gleich gar nichts anderes als den Wahlsieg, den sie gegen die „Systemparteien“ erringen will. Oder doch ein bisschen mehr? Das zwischen einem Kanzler Kickl und seinem Volk dann endgültig kein Blatt Papier mehr passt? Dass es für diese schöne Identität nichts weiter als einen Wahlsieg, Kickl also auch nichts anderes zu versprechen braucht? Beziehungsweise das eine dann doch: Was immer auch ein Kickl seinem Volk anordnet und aufdrückt, es darf sich dank der Schlecht(er)behandlung von Ausländern mit ihm einig wissen. Ist es also so gemeint, dass die Wahl dem Volkskanzler genau die Freiheit des Regierens verschafft, die das liebe Volk als Ausfluss seiner Wahlentscheidung dann genießen darf?

Die Grünen versprechen mit „Vernunft und Zuversicht“ das Klima zu schützen. Und wollen dafür gewählt werden. Weil auch die Erderwärmung für ein Kreuz auf dem Wahlzettel gut ist? Weil bei grüner Regierungsbeteiligung die dann anfallenden Schäden an den natürlichen wie sonstigen Lebensbedingungen wahlweise dem Koalitionspartner oder der Vernunft der nun mal eingerichteten Notwendigkeiten anzulasten sind? Ein Grünwähler also auf jeden Fall Zuversicht haben kann, dass nur die Schäden eintreten werden, die die Grünen nicht abwenden konnten?

Die NEOS sind eine „Reformkraft“ und wollen als solche gewählt werden. Weil sie gar nicht zu sagen brauchen, was sie für welchen Zweck reformieren, d.h. von oben neu ordnen und anordnen wollen? Weil das eh klar ist? Dass etwa die Rechnungen staatlicher Verwalter eines Pensionssystems in die richtige Hände gehören, nämlich derer, die sie dann mit aller Kraft, d.h. mit ihrer durch das Wahlkreuz legitimierten Macht, gegen die Leute durchsetzen?

Angesichts der guten Umfragewerte der FPÖ versprechen die anderen Parteien „den Kickl zu verhindern“ – jede jeweils besser als alle anderen –, indem sie den Rechten keinen Raum geben, also konsequent die fremdenfeindlichen Maßnahmen versprechen durchzusetzen, die sie sowieso im Programm haben. Die FPÖ verhindern soll der Wähler, indem er mit seinem Kreuz dazu beiträgt die anderen Parteien zu ermächtigen, ihn zu regieren, also das anzuordnen, was die so an die Macht gebrachte Koalition sich vornimmt. Aber was anderes steht ja auch nicht zur Wahl.

Fürs Wählen gibt es also viele Gründe; nur keinen einzigen guten. Den konkurrierenden Bemühungen um die Stimme der Bürger ist durchaus zu entnehmen, bei wem – wenn schon nicht beim Wähler – der Nutzen der alle paar Jahre neu angesetzten Veranstaltung liegt.

Darüber wollen wir diskutieren.

https://gegenpositionen.at/aktuell/waehlen-ist-verkehrt

DIE STADT IN TRÜMMERN

DRITTE ANARCHISTISCHE BUCHMESSE IN GRAZ

19.-21. September 2024

Die Stadt zerstört unsere Autonomie, unsere sozialen Beziehung und all das, was wir und andere Wesen zum Leben brauchen. Die Stadt, wie wir sie kennen, prägt unsere Leben, unser Denken, die Art wie wir die Welt sehen. Die Stadt, wie wir sie kennen, bedeutet: beinahe lückenlose Überwachung, soziale Kontrolle, Stress, schlechte Luft und Entfremdung. Jeder Versuch ihr zu entfliehen, entpuppt sich schnell als Selbstbetrug, der höchstens temporär aufrecht erhalten werden kann. Wir alle leben in der Stadt – als System erstreckt sie sich weit über dicht besiedelte Gebiete hinaus. Selbst diejenigen, die sich im Landidyll wähnen, müssen bald erkennen, dass sie voll in die Logik der global vernetzten Infrastruktur integriert sind.
Doch: Wenn die Stadt überall ist, kann sie auch überall angegriffen werden.

Die Stadt in Trümmern. Sie ist Projektion.
In einer Zeit der Perspektivenlosigkeit finden wir in der Negation des Bestehenden, in seiner Zerstörung, zwar keine Hoffnung, jedoch einen Ansatzpunkt. Einen Punkt, von dem ausgehend sich unser kreatives Potential entfalten könnte.
Wenn sich die soziale Spannung entlädt, mag dies ohne Strategie geschehen und kann dabei dennoch zielgerichtet sein. Wer sich in dieser Entladung zu verwirklichen sucht, muss keineswegs eine anarchistische Analyse teilen. Ein Stottern im gut geschmierten Ablauf entsteht aber allemal. Und diejenigen, die in einem solchen Tumult die eigenen anarchistischen Träume ausleben wollen, haben dazu die Möglichkeit, wenn sie diese nur ergreifen. Und abseits jeglicher Romantisierung müssen wir uns unserer anarchistischen Aufgabe in den erwartbaren und bereits stattfindenden Tumulten bewusst werden: Sie lautet alle Autoritäten (seien sie bestehend oder im entstehen begriffen), die diese Entladungen für sich nutzen wollen, zu identifizieren und zu zerstören.

Die Stadt in Trümmern. Sie ist lähmende Bedrohung.
Vor unseren Augen pinseln die Herrschenden eine Szenerie des Horrors. Ein Bild das uns in Angst versetzen soll. Uns gefügig machen soll. Wir leben in Abhängigkeit: Was wenn die infrastrukturelle Nabelschnur reißt und wir uns alleine wiederfinden – als zerstörte Individuen, zerstörte soziale Gefüge in zerstörten Landschaften? Uns wird weisgemacht, dass wir nur unter der wärmenden Smog-Kuppel der Stadt überleben können. Nur ihr ausgefeiltes Versorgungssystem könne uns erhalten.
Selbst diejenigen, die ein Ende der Stadt herbeisehnen, scheinen mehr Perspektive in ihrem «natürlichen» Zusammenbruch zu sehen, als in ihrer aktiven Zerstörung durch einen revolutionären Prozess. Die Erzählung des Kollaps hemmt unsere Lust am Aufstand.

Die Stadt in Trümmern. Sie ist soziale Realität.
Jenseits von autoritärer Angstmacherei und aufständischer Projektion ist der Stadt Lebensraum für die Meisten. Trotz all der Entfremdung sind die sozialen Beziehung, die wir führen, unweigerlich mit der Stadt verwoben. Auch in der Stadt sind die Menschen auf gegenseitige Hilfe angewiesen und versuchen dabei ihr Leben so schön es geht zu gestalten. Neben Frustration und Aushöhlung erfahren wir in den Städten also auch Freude, Gemeinschaft und beizeiten Selbstverwirklichung. Und Viele haben die Stadt als Spielfeld für ihre Handlungen des Widerstands lieben gelernt.
Ihre Zerstörung – sei es aus kriegerischer Absicht, durch natürliche Ereignisse oder aber selbstgewählt in einem Akt der revolutionären Entladung – konfrontiert uns mit konkreten sozialen Problemen vielfach auch mit Leid und Elend. Jedoch treffen sowohl die Zerstörung der Stadt als auch ihr Aufrechterhaltung jene am heftigsten, die bereits jetzt am stärksten ausgegrenzt sind. Und es ist mitunter wichtig daran zu erinnern, dass die Stadt lebensfeindlich ist und sich keineswegs selbst erhalten kann. Ohne Ausbeutung der (weiteren) Umgebung gibt es kaum oder nur schwer Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und Wärme.
Erhalt oder Wiederaufbau der städtisch geprägten Unterdrückung kann also nicht unser Ziel sein. Die Stadt bedeutet Kontrolle, Exklusion und Aushöhlung. Und ein scheinbar gutes Leben in der Stadt für Manche baut stets auf der Ausbeutung Vieler auf.

Die Angst das zu verlieren was wir besitzen führt zur Zerstörung dessen was wir brauchen.

Zerstören wir also die Stadt als System, mit ihrer inhärenten Logik der Hierarchie, Ausbeutung und Vernutzung von Ressourcen. Beginnen wir uns auf ihren Trümmern und jenseits davon unsere Leben neu zu gestalten.
Wer sein Glück im Eskapismus sucht und das schöne Idyll des Landlebens genießen will ohne die umliegenden Projekte der extraktivistischen Infrastruktur zu sehen, ohne zu merken, dass die Periphärie selbst Teil der Logik Stadt ist, hat die Analyse verschlafen und sich aus der Diskussion ausgeklinkt. Egal wie sehr nach dem Rückzug gestrebt wird: Wir können nur durch Gemeinschaft und Kooperation existieren. Und diese Kooperation beeinhaltet stets erschaffende wie abschaffende Elemente.

Die Stadt ist überall. Ihre Zerstörung ist überall möglich und notwendig.

 

Dieser Thesentext ist als Einladung gedacht sich aktiv an der anarchistischen Buchmesse in Graz zu beteiligen. Wenn ihr einen Büchertisch machen wollt, oder Ideen für Diskussionen oder Präsentationen habt, schreibt uns (oder kommt einfach vorbei). Alle (anarchistischen) Beiträge sind willkommen. Wir würden uns aber freuen, wenn ihr bei euren Vorschlägen darüber nachdenkt, wie sie zu Die Stadt in Trümmern passen könnten. Wie ihr seht betrachten wir das Thema selbst als äußerst breit.

Eine kleine Anmerkung zum Text selbst:
Mögen die Lesenden bedenken, dass dieser Text innerhalb der sozialen Realität Mitteleuropas geschrieben wurde und seine Analyse dieses Denken und die dortige Erfahrungswelt widerspiegelt. Es ist sicherlich wichtig zu betonen, dass es sich dabei bekanntermaßen um eine Weltregion handelt, in der physisch vollkommen zerstörte Städte (gegenwärtig) nicht Teil dieser Erfahrungswelt sind. Und dennoch: Eine spezifische (befriedete) Erfahrungswelt bedeutet nicht, dass keine eigenen Positionen entwickelt werden können. Sich hinter den Erfahrungswelten anderer zu verstecken, heißt die Tore für Autoritarismus aufzustoßen. Es ist wichtig eigene Positionen zu entwockeln. Und es ist notwendig aufgestellte Thesen durch Argumente und Gegenbeispiele zu widerlegen. Bloße Hinweise auf den (offengelegten) Hintergrund der Schreibenden reichen einfach nicht aus.
Aber dies dennoch ist eine offene Einladung zur Kritik: Reaktionen und Kommentare, die die Thesen dieses Textes angehen, insbesondere was real existierende Gemeinschaften außerhalb (oder eben vielleicht doch vermeintlich außerhalb) der städtischen Sphäre oder Beispiele aus anderen Zeiten angeht, sind sehr willkommen.

Um uns zu kontaktieren schaut nach auf nongrata.noblogs.org oder schreibt an nongrata@riseup.net (wenn geht mit PGP). So findet ihr Infos zu Ort, (euren) Programm (-Vorschlägen), Büchertischen, Schlafplätzen und Zerwürfnissen.